Konferenz zur Synthetischen Biologie
Mehr als 100 Wissenschaftler tauschen sich im Berliner Harnack-Haus über die neuesten Forschungsergebnisse aus
In welchem Maß muss Synthetische Biologie reguliert werden? Und wieviel Regulierung darüber hinaus ist schädlich? Fragen wie diese sorgten auf der Konferenz GASB II – Synthetic Biology Made in Germany für Gesprächsstoff. Nach einem kürzlich gefallenen Urteil des Europäischen Gerichtshofs sind neue erbgutverändernde Verfahren wie CRIPR/Cas in der EU künftig den Gentechnik-Richtlinien unterworfen. Im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft gab es aus diesem Anlass eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Ethik, Wissenschaft und Kunst, um die unterschiedlichen Standpunkte zu erörtern.
Zum zweiten Mal hatte die German Association for Synthetic Biology (GASB) am 27. und 28. September 2018 zu ihrer jährlichen Fachtagung eingeladen. Die Themenschwerpunkte in diesem Jahr waren Synthetische Biologie in Pflanzen sowie in Säuger- und Hefezellen, Synthetische Biologie am Computer, neue Ansätze, um mikrobielle Stoffwechselwege und Netzwerke zu verändern, neue Erkenntnisse zur Herstellung von Minimalzellen sowie die aktuellen Entwicklungen im Bereich Protein Engineering. Zu jedem Themenkomplex gab es jeweils drei Vorträge von Wissenschaftlern aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus.
In der Vortragsreihe „Visionary Talks“ sprachen geladene Gäste darüber, wie sie sich die Zukunft vorstellen: Barbara Di Ventura vom BIOSS Centre for Biological Signalling Studies der Universität Freiburg lieferte Einblicke, wie Synthetische Biologie sowohl Produkte als auch Therapiemöglichkeiten verändern wird – von synthetischer Milch bis hin zur Heilung vererbbarer Krankheiten. Jakob Schweizer, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg und MaxSynBio-Koordinator, warf die Frage auf, wie künstliche Zellen unsere Definition von Leben verändern werden. Sascha Pohflepp, Designer und Doktorand an der University of California in San Diego, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf das Spannungsfeld zwischen Biologie und Design. Abschließend präsentierte Arren Bar-Even vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam seine Vision einer Wertschöpfungskette, die allein auf Strom und CO2 beruht.
Über eine besondere Auszeichnung durfte sich Thomas Schwander aus der Arbeitsgruppe von Tobias Erb am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg, freuen: Er erhielt den mit 1000 Euro dotierten ersten Doktorandenpreis für außergewöhnliche und beispielhafte Forschung, die das Feld der Synthetischen Biologie maßgeblich beeinflussen wird.
Die Konferenz schloss mit Hinweisen auf die kommenden Veranstaltungen: Am 13. Mai 2019 lädt die GASB zum SynBio World Cafe nach Darmstadt ein. Am 12. und 13. September 2019 findet in Aachen die nächste GASB-Konferenz German Conference on Synthetic Biology statt, diesmal in Kooperation mit der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.